Deutschland / Osteuropa Marion Gräfin Dönhoff-Journalistenstipendium
Das Marion Gräfin Dönhoff Programm der IJP entstand 2001. Damals war Russland ein halbwegs freies Land, suchte die Modernisierungspartnerschaft mit dem Westen, respektierte die Unabhängigkeit und territoriale Integrität der Ukraine und anderer Nachbarstaaten. Die IJP förderten den Austausch von Journalistinnen und Journalisten zwischen Deutschland und den Staaten, die früher zur Sowjetunion gehörten. Junge deutsche Journalist:innen hospitierten für zwei Monate bei der „Nowaja Gazeta“, bei „Echo Moskvy“ in Moskau oder bei der „Ukrainskaja Prawda“ in Kiew. Reporter:innen aus Russland oder anderen osteuropäischen Staaten arbeiteten in deutschen Redaktionen in Berlin, Bonn, Hamburg oder München.
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich dies geändert. Aus Sicherheitsgründen kann die IJP keine deutschen Journalist:innen nach Russland, in die Ukraine oder nach Belarus schicken, auch wenn weiterhin aus diesen Ländern Stipendiat:innen nach Deutschland eingeladen werden. Die IJP verlagert seitdem die Zusammenarbeit mit osteuropäischen Redaktionen in Länder, in denen Frieden herrscht und deutsche Journalist:innen sich frei bewegen können und akkreditiert werden, u.a. nach Georgien, Armenien oder Moldowa. Vereinzelt kommt es zu Kooperationen mit Usbekistan und Kasachstan sowie russischsprachigen Redaktionen in den baltischen Ländern. Ob Kooperationen mit Medien in Zentralasien ausgebaut werden können, hängt von der politischen Entwicklung in diesen Ländern ab. Noch werden die Radio- und Fernsehstationen sowie die Printpresse zensiert.
Grundsätzlich eröffnet das Stipendium 10-12 jungen Journalist:innen aus Deutschland und Osteuropa die Möglichkeit, einen persönlichen Eindruck von den aktuellen politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Entwicklungen und Hintergründen zu gewinnen und gleichzeitig Erfahrungen in einem fremden journalistischen Arbeitsumfeld zu sammeln.
Marion Gräfin Dönhoff (02.12.1909 – 11.03.2002), langjährige Herausgeberin der Wochenzeitung DIE ZEIT, hat dem IJP-Programm für Osteuropa ihren Namen gegeben. Den ersten Jahrgang des Programms lernte sie 2001 noch persönlich kennen und ließ es sich nehmen, trotz Krankheit, lange mit den jungen Stipendiat:innen zu diskutieren und zu betonen, wie wichtig die Verständigung zwischen Ost und West sei.
Ablauf
Das Stipendium beginnt Ende September mit einer mehrtägigen Einführungstagung. Unmittelbar daran schließt sich der achtwöchige Aufenthalt bei dem osteuropäischen bzw. deutschen Medium an. Die IJP suchen das jeweilige Gastmedium in Absprache mit den Stipendiat:innen und im Hinblick auf deren Interessen und Qualifikationen aus. Die Stipendiat:innen sind in den Arbeitsablauf der Gastmedien eingebunden, arbeiten aber auch an eigenen journalistischen Projekten und berichten für die Medien in ihrem Heimatland.
Bewerbung
Bewerben können sich deutsche und osteuropäische Journalist:innen, im Alter von 20 bis 35 Jahren, die regelmäßig als freie Mitarbeiter:innen, Volontär:innen oder Redakteur:innen für deutsche oder osteuropäische Zeitungen, Hörfunksender, TV-Stationen oder Online-Redaktionen tätig sind. Gute Deutsch- bzw. Englischkenntnisse sind für die osteuropäischen Bewerber:innen Voraussetzung. Von den Bewerber:innen aus Deutschland werden diejenigen bevorzugt, die Kenntnisse einer osteuropäischen Sprache vorweisen können. Weitere Details zu den notwendigen Bewerbungsunterlagen können der aktuellen Ausschreibung entnommen werden.
Stipendienzahlung
Das Stipendium besteht aus einer einmaligen Zahlung von 3.800 Euro. Dieser Betrag soll Reisekosten, Verpflegung und der Unterkunft während des Auslandsaufenthaltes, Visa-Gebühren und Krankenversicherung decken. Eine Vergütung der journalistischen Tätigkeit vor Ort erfolgt nicht. Eine Verschiebung des Gastaufenthaltes ist nicht möglich.
„2008 verbrachte ich zwei Monate in der Politikredaktion der Tageszeitung „Kommersant“. Im Vergleich zu heute waren das noch fast goldene Zeiten des Journalismus in Russland. Auch aus sprachlichen Gründen war es schwierig, eigene Beiträge zu veröffentlichen. Aber wichtiger ist, dass ich in Gesprächen mit dem damaligen Politikchef Gleb Tscherkassow und anderen Journalisten der Zeitung interessante Einblicke in das politische Leben des Landes bekam. Manche Kontakte aus der damaligen Zeit halte ich bis heute, aus manchen Kontakten sind wiederum andere Kontakte entstanden, kurzum: Ein derartiges Praktikum ist gut, um den Grundstein für Netzwerke zu legen.“
Moritz Gathmann, Stipendiat 2008