ComLab #9 Globale Geschichten wirksam erzählen: ComLab#9 baut erneut Brücke zwischen Wissenschaft und Medien
19. – 22. September 2024 | live in Berlin
Im September 2024 brachte das ComLab#9 erneut Journalist:innen und Wissenschaftler:innen zusammen. Während der Veranstaltung in Berlin arbeiteten die Teilnehmenden in Tandems, um Lösungen für drängende globale Herausforderungen zu entwickeln: Migration, Klimawandel und Künstliche Intelligenz. Höhepunkt war ein Pitch-Wettbewerb, bei dem die Teams ihre Projektideen vorstellten und von erfahrenen Mentor:innen begleitet wurden. ComLab#9 ist eine Kooperation der Internationalen Journalisten-Programme (IJP) und der Alexander von Humboldt-Stiftung,
ComLab#9 förderte eine tiefgehende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Medien. Die Teilnehmenden untersuchten, wie sich die Kluft zwischen komplexer Forschung und verständlichem Storytelling überwinden lässt. Sie stellten sich Fragen zu Fehlinformationen, dem Einfluss sozialer Medien und der ethischen Verantwortung beider Disziplinen. In Podiumsdiskussionen, Workshops und Gruppenarbeiten entstanden neue Ansätze, um relevante Themen anschaulicher zu vermitteln.
Vier Teams wurden für ihre kreativen Projektideen ausgezeichnet. Sie verknüpften wissenschaftliche Erkenntnisse mit packenden Geschichten und überzeugten die Jury. ComLab#9 bewies die Stärke der Zusammenarbeit: Verschiedene Perspektiven vereinten sich, um Wissenschaftskommunikation zugänglicher, glaubwürdiger und wirkungsvoller zu gestalten.
Kreative Projekte beim Pitch-Wettbewerb ausgezeichnet
Beim ComLab#9 präsentierten die Teilnehmenden ihre Projekte in einem Pitch-Wettbewerb einer internationalen Jury. Sahana Ghosh (Nature India), Jens Radü (Der Spiegel) und Heike Vowinkel (T-Online) suchten nach Ideen, die wissenschaftliches Fachwissen mit kreativem Storytelling für verschiedene Zielgruppen verbinden.
Drei Teams überzeugten die Jury mit ihren Projekten:
- Der Forscher Onwu Inya aus Nigeria und der Journalist Tomáš Hrivňák aus der Slowakei mit „Geni’s Adventure and the Knowledge Tree: Understanding AI like a 6-year-old“.
- Der Umweltwissenschaftler Mohammed Mofizur Rahman aus Bangladesch und die Journalistin Lise Josefsen Hermann aus Dänemark mit „Salt – the silent killer in the soil“.
- Der in den Niederlanden arbeitende Wirtschaftswissenschaftler Daniel Mügge und die in Brüssel ansässige Politikanalystin Sabine Muscat mit „Wired: The Avengers for Europe’s Digital Freedom“.
Das Publikum kürte den Antarktisforscher Mathieu Casado aus Frankreich und dem Klimajournalisten aus Serbien Luka Stokic mit ihrer Geschichte „Sneaky Science“ zum Gewinner des Publikumspreises.
Dieser Abschluss zeigte die besondere Atmosphäre von ComLab#9: Zusammenarbeit und der Austausch neuer Perspektiven führten zu kreativen Geschichten mit wirkungsvollem Inhalt.
ComLab#9 auf der Berlin Science Week | 2. November 2024
Wissenschaft trifft auf Storytelling: Wie Journalismus und Forschung globale Herausforderungen gemeinsam angehen
Im Rahmen der Berlin Science Week brachte diese besondere Veranstaltung Wissenschaft und Journalismus zusammen, um die Herausforderungen bei der Vermittlung globaler Themen wie Migration, Klimawandel und künstliche Intelligenz zu beleuchten. Die Podiumsdiskussion, moderiert von Stephanie Siewert von der Alexander von Humboldt-Stiftung, brachte zwei Teilnehmerinnen des ComLab #9 zusammen: Adrianna Borowicz aus Polen und Sanam Roohi aus Indien.
Wissenschaft verständlich und ansprechend gestalten
Auf dem Podium wurde diskutiert, wie Wissenschaft attraktiver gemacht werden kann, indem man weitgehend auf akademischen Jargon verzichtet verständliche Erzählungen schafft. Dieser Ansatz ermöglicht es dem Publikum, sich anhand von Daten mit wissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, anstatt sich auf emotionale Appelle verlassen zu müssen, die häufig in populistischen Diskursen zu finden sind. Storytelling kann hier Wissenslücken überbrücken und die Rolle der Forschung im Alltag veranschaulichen.
Migrationserzählungen und die Gefahr von Stereotypen
Die Migrationsexpertin Sanam Roohi thematisierte die schädliche Wirkung von Stereotypen in der Berichterstattung über Migration. Anhand von Beispielen aus Indien, Afghanistan, China und Bangladesch verdeutlichte sie, wie die Darstellung von Migranten als „gut“ oder „böse“ zu Diskriminierung führen kann. Initiativen, wie das neue indische Visa-Programm für Fachkräfte betonen die Notwendigkeit, Migrant:innen nicht als Bedrohung, sondern al integralen Teil der Gesellschaft darzustellen. Medien sollten dabei auf persönliche setzen, die die wertvolle Rolle der verschiedenen migrantischen Gemeinschaften aufzeigen.
Klimawandel: Ein komplexes und politisch aufgeladenes Thema
Angesichts der Politisierung des Klimawandels, betonte Adrianna Borowicz die Bedeutung einer klaren und lösungsorientierten Kommunikation. Sie empfahl, weniger Katastrophenberichterstattung, sondern mehr auf praktikable Lösungen einzugehen. Durch die Vermittlung umsetzbarer Schritte, wie etwa der Reduktion von Emissionen durch lokale Einkäufe, können Journalist:innen ihr Publikum sinnvoll einbinden und zugleich vermeiden, es mit dem Ausmaß des Problems zu überfordern.
Wissenschaft durch persönliche Geschichten greifbar machen
Die Diskussionsteilnehmerinnen waren sich einig: Persönliche Geschichten machen wissenschaftliche Themen zugänglich. Diese Technik ist auch ein Kernprinzip des ComLab-Programms, in dem Wissenschaftler:innen zu den Protagonist:innen ihrer eigenen Forschung werden. Eine diverse und inklusive Darstellung, insbesondere von Expertinnen, ist hier von großer Bedeutung, um den wissenschaftlichen Diskurs zu bereichern.
Förderung von lokalem und lösungsorientiertem Journalismus
Stephanie Siewert ermutigte die Wissenschaftler:innen, ihre Forschungsergebnisse aktiv an die lokalen Medien heranzutragen, um dadurch die Verbindung zur Gesellschaft zu stärken. Die Journalistin Adrianna Borowicz berichtete von ihren Erfahrungen im ComLab. Gemeinsam mit einem indischen Forscher beleuchtet sie, wie die geteilte Stadt Görlitz auf den Klimawandel reagiert. Dort wird an einem nachhaltigen Heizsystem gearbeitet, das langfristig die Heizkosten für die gesamte Bevölkerung in beiden Teilen der Stadt senken soll. Diese Art lokaler Berichterstattung zeigt eindrucksvoll, wie wissenschaftliche Lösungen konkrete Auswirkungen auf den Alltag haben können.
Die Rolle von Journalisten und KI
Abschließend brachten die Diskussionsteilnehmer ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass KI den menschlichen Journalismus nicht ersetzen wird. Sie betonten, wie wichtig menschliche Beziehungen und eine differenzierte Erzählweise sind, um die Komplexität der Themen zu vermitteln und eine informierte Öffentlichkeit zu fördern.